The Flaming Lips – American Head

In Reviews von Wolf

Die Flaming Lips sind bekannt als exzentrische, psychedelische Band. Das liegt vor allem an ihren überwältigenden Liveshows, die einer durchgeknallten interaktiven Theaterperformance gleichen. Aber auch verrückte Ideen wie das Album „Zaireeka“, für das man vier Stereoanlagen braucht, um es komplett zu hören, tragen zum Eindruck der abgespaceten Band bei. Die Freundschaft von Sänger Wayne Coyne und Miley Cyrus, aus der das Album „Miley Cyrus & Her Dead Petz“ hervorging, hat da sicher auch nicht geschadet. Das Album selbst ist dann aber doch nur eine eher langweilige Popplatte geworden, und auch die Musik der Lips selbst ist für sich genommen meist eigentlich doch nur recht belangloser Ami-Indie-Rock.

Das gilt für das neue Album nur bedingt. Es ist zwar immer noch langweilig, es wurde aber darauf geachtet, dass auch in jedem Song der typisch verwaschene Flaming-Lips-Psycho-Sound (bestehend aus verschiedenen Verfremdungen von Streichern) vorkommt. Titel wie „Mother I’ve Taken LSD“ machen nochmal deutlich, dass es hier um ausgeflippte Hippies geht. Für diejenigen, denen das schon zu viel des Guten ist, kommt später aber zur Beruhigung noch der Song „Mother Please Don’t Be Sad“. Ohne Höhepunkt schleppen sie sich von einem Track zum nächsten, ohne zu wissen wo sie hin wollen, und sie kommen auch nirgends an. Fast wie ein Ether-Trip.

Na gut, am Ende kommt doch etwas Schwung in die Bude, und es gibt noch einen kleinen Höhepunkt, wenn in „God And The Policeman“ Kacey Musgraves in den Gesang mit einstimmt. Aus „When We Die When We’re High“ wäre eine klasse Acid-House Nummer geworden, und aus „Assassins Of Youth“ hätte man bestimmt zwei gute und einen schlechten Song machen können. So wirkt er leider nur willkürlich zusammengestückelt. Da hilft auch die sehr ausführliche und kreative Entstehungsgeschichte, die sich um Tom Petty und um das Feeling einer amerikanischen Band in den 70ern dreht, auch nicht viel weiter. Ist aber wirklich gut zu lesen.

Wenn man freundlich sein will, könnte man sagen, das ist das perfekte Album, um an einem verkaterten Morgen, wenn der Körper noch nicht so ganz das macht was er soll, sich umzudrehen und nochmal weiterzuschlafen. Man kann es aber auch lassen und sich einfach darauf freuen, wenn die Lips wieder ihr LSD-Imitations-Kasperltheater für Mittelstandskids veranstalten.

Tracklisting

  1. Will You Return / When You Come Down
  2. Watching The Lightbugs Glow
  3. Flowers Of Neptune 6
  4. Dinosaurs On The Mountain
  5. At The Movies On Quaaludes
  6. Mother, I’ve Taken LSD
  7. Brother Eye
  8. You N Me Sellin‘ Weed
  9. Mother, Please Don’t Be Sad
  10. When We Die When We’re High
  11. Assassins Of Youth
  12. God And The Policeman (featuring Kacey Musgraves)
  13. My Religion Is You