Oliver Tree – Cowboy Tears

In Reviews von Wolf

Läuft wohl nicht so gut mit Melanie Martinez. Angeblich. Aber „angeblich“ ist ja auch ein Wort, das man vor jeden Satz, der mit Oliver Tree zu tun hat, setzen kann. Wo bei ihm die Kunstfigur aufhört und er selbst anfängt, ist niemals sicher. Angeblich hat er einen Topfschnitt, angeblich sind seine Eltern Zirkusakrobaten, angeblich wollte er nach seiner ersten Platte seine Musikkarriere beenden, wie er es schon mit seiner angeblichen professionellen Scooterfahrerkarriere getan hat.

Sicher ist aber, dass er nun doch eine neue LP herausgebracht hat. Wo die letzte noch eine Art Sammelsurium bereits veröffentlichter Singles war, wagt er sich nun gleich an die Königsdisziplin: das Konzeptalbum. Seine Wandlung vom Beatproduzenten zum Klampfenspieler konnte man ja schon länger beobachten; folgerichtig handelt es sich bei dieser Platte nun um eine Sammlung von Liebeskummerliedern im Western-Stil.

Das klingt erstmal nicht sonderlich interessant, und das ist es auch nicht. Wo man in den USA vielleicht noch jemanden schockieren kann indem man den Cowboy-Mythos entglorifiziert, dürfte das bei uns wohl kaum jemand hinter dem Ofen vorlocken. Trotzdem ist die Platte sehr unterhaltsam, kurzweilig und für den einen oder anderen Lacher gut. Zum Beispiel, wenn er den Hass auf die (angebliche) Ex in einer Hymne auf das Zigarettenrauchen verarbeitet. Spätestens wenn man die (wie immer herausragend abgefahrenen) Videos mit einbezieht, hat man wieder das Bild des angefahrenen Genies vor sich.

Wenn Oliver Tree weiter so voranschreitet, kommt als nächstes bestimmt ein Album mit Symphonieorchester. Oder zumindest ein Musical.

Tracklisting

  1. Cowboys Don’t Cry
  2. Swing & A Miss
  3. Freaks & Geeks
  4. Doormat
  5. Suitcase Full Of Cash
  6. Cigarettes
  7. Balloon Boy
  8. Things We Used To Do
  9. California
  10. Get Well Soon
  11. Playing With Fire
  12. The Villain
  13. Cowboy Tears