Nick Cave And The Bad Seeds – Ghosteen

In Reviews von Ralf

Es ist nun das sage und schreibe siebzehnte Album von Nick Cave And The Bad Seeds, welches mit dem Titel „Ghosteen“ auf den Markt gekommen ist. Der Weg des gesamten Werkes von dem australischen Ausnahme-Musiker und seinen künstlerischen Begleitern ist also ein langer – trotzdem ist noch kein Album so intim gewesen wie dieses jüngste Werk, welches in digitaler Form schon einen Monat vor dem Release der Hardware veröffentlicht wurde. Es stellt mit seinen beiden Vorgänger-Alben eine Trilogie dar, wobei gerade das zweite namens „Skeleton Tree“ ebenso wie das aktuelle Album durch den unglücklichen Tod von Arthur, dem fünfzehnjährigen Sohn des Sängers, maßgeblich beeinflusst wurde.

Aufgrund der sehr persönlichen Sichtweise von Nick Cave über die Verbindung von Eltern und Kinder fällt es gar nicht so leicht, dieses Doppel-Album zu bewerten. Ich muss gestehen, dass mich das Werk schon von den ersten Tönen an packte und ich eigentlich den gesamten ersten Part, der aus erwähnter Verbindung die Kinder betrachtet, komplett durchhören musste. Spirituell und sehr ruhig kommt „Ghosteen“ auf den Hörer zu, packt ihn mit dem progressiv anmutenden Track „Spinning Song“ und nimmt ihn mit den verschiedensten Synthies und dem eindringlichen Gesang von Nick Cave vollends ein. Das Pianospiel in Liedern wie „Bright Horses“ oder „Sun Forest“ geballt mit den eindringlichen Worten des Sängers scheinen durch den Raum zu hallen und regen zum Nachdenken an. Engelsgleicher Hintergrund-Gesang macht dieses beruhigende Album zu einer Perle.

Lieder wie „Ghosteen Speaks“ kommen fast gospelartig daher und offenbaren den Gedanken dahinter, ist „Ghosteen“ doch als wandernder Geist zwischen Eltern und Kindern anzusehen. Die leicht dunklen Töne des Songs „Leviathan“ führen den Hörer dann zu dem zweiten Teil, welcher sich auf die Erzeuger – also die Eltern – konzentriert. Dieser beinhaltet mit dem Titeltrack und dem finalen „Hollywood“ zwei lange Tracks, welche mit dem durch den Sprechgesang fast Hörbuch-ähnlichen „Fireflies“ gekoppelt sind. „Hollywood“ bildet hierbei einen epischen Abschluss, welcher alleine durch den schlichten Bass und die hallenden Synthies sowie der sich steigenden Stimmgewalt von Cave eine kaum zu beschreibende Spannung aufbaut.

„Ghosteen“ ist ein Werk, welches vor allem zum Nachdenken anregt und wirkt sich in aller Ruhe unter Kopfhörer am besten aus. Besonders der zweite Teil versprüht Hoffnung, welche Nick Cave And The Bad Seeds übertragen wollen. In der Ruhe liegt die Kraft – das beweist „Ghosteen“ samt seinen intimen Texten und seiner minimalistischen Instrumentierung allemal. Ein Album, dass man wirklich entdecken sollte und dafür mit einer Menge Zuversicht belohnt wird!

Tracklisting

Disk: 1

  1. The Spinning Song
  2. Bright Horses
  3. Wait For You
  4. Night Raid
  5. Sun Forrest
  6. Galleon Ship
  7. Ghosteen Speaks
  8. Leviathan

Disk: 2

  1. Ghosteen
  2. Fireflies
  3. Hollywood