Mando Diao – Good Times

In Reviews von Eric

Die wirklich guten Zeiten von Mando Diao liegen auch schon etwas zurück. Damals, Anfang bis Mitte der 00er-Jahre, als die Schweden mit ihren Lederjacken, ihrem an Arroganz grenzenden Selbstbewusstsein und ihren Knaller-Songs Europa im Sturm eroberten. Aber auch an Rockbands geht die Zeit nicht spurlos vorbei: Co-Frontmann Gustaf Norén ist inzwischen ausgestiegen (u.a. um mehr Zeit für die Familie zu haben), so dass mit Bassist Carl-Johan Fogelclou und Sänger Björn Dixgård nur noch zwei Gründungsmitglieder übrig sind.

Also keine guten Voraussetzungen für „Good Times“. Nichtsdestotrotz geben sich Mando Diao (in neuer Besetzung) zu Anfang kämpferisch. „All the wars we fought, all the love we lost: It won’t break us“, singt Dixgård zu Beginn in der Ballade „Break Us“. Total reduziert auf Klavier und Dixgårds immer noch tolle Stimme zwischen Honigmilch und Reibeisen ist das Stück ein starker Beginn. Leider aber auch schon der beste Song des ganzen Albums. Danach wird es mehr oder weniger belanglos. Ein wenig von dem Synthesizer-Quatsch des Vorgängeralbums „Aelita“ scheint durch, der Fokus liegt aber wieder auf den Gitarren. Diese werden aber durch eine Produktion, die einerseits formatradiofreundlich sein will und andererseits öfter übersteuert klingt, nicht ausreichend gewürdigt. Vielmehr weht der Geist des Softrocks der 70er- und 80er-Jahre durch die LP, hin und wieder angereichert von einer Spur Soul (der Background-Chor!).

Aber vor allem scheitert die Band am schwachen Songwriting. Die Last des Hauptsongwritings nach Noréns Ausstieg kann Dixgård nicht tragen, auch wenn er Unterstützung von den Kollegen bekommt. „Shake“ klingt beispielsweise wie ein lauwarmer Aufguss von „Dance With Somebody“, „Watch Me Now“ erinnert sehr unangenehm an Stings Solowerk, und der Helene-Fischer-Gedächtnis-Beat in „One Two Three“ würde auch in den Großraumdiscos auf Mallorca funktionieren. Nur „Hit Me With A Bottle“ mit seiner Americana-Gitarre weiß noch vollauf zu überzeugen. Ansonsten präsentieren sich Mando Diao auf ihrem achten Album über weite Strecken als ein Schatten ihres alten Selbst.

Tracklisting

  1. Break Us
  2. All The Things
  3. Good Times
  4. Shake
  5. Money
  6. Watch Men Now
  7. Hit Me With A Bottle
  8. Brother
  9. Dancing All The Way To Hell
  10. One Two Three
  11. Voices On The Radio
  12. Without Love