Madrugada – Chimes At Midnight

In Reviews von Martina

Stets haben die Fans von Madrugada nach neuer Musik verlangt. Doch sehr lange bleibt es ungewiss, ob es die traurige Wahrheit ist, dass das selbstbetitelte Album aus dem Jahr 2008 das letze in der Geschichte der Norweger sein wird. 2019 gibt es einen Lichtblick, als die drei verbliebenen Gründungsmitglieder erfolgreich zum 20-jährigen Jubiläum mit „Industrial Silence“ touren. Nach 14 Jahren heißt das Resultat des langen Wartens „Chimes At Midnight“.

Einfühlsam, im Midtempo mit rockigem Ende eröffnet „Nodody Loves You Like I Do“ den sechsten Longplayer. Welche Erwartungen werden an das neue Album gestellt? Große Veränderungen hoffentlich nicht, kleinere sicherlich, jedenfalls klingt bei den ersten Tracks alles im vertrauten Harmoniebereich.

Die Stimme von Madrugada war glücklicherweise nie ganz weg. Die Zeit zwischen 2008 und 2022 blieb schließlich nicht leer: Frontmann Sivert Høyem hat die Stille von Madrugada mit Solowerken gefüllt und sich weltweit in den Konzertsälen der Welt feiern lassen. Bei seinen Live-Auftritten war das Thema Madrugada nie ein Tabu und wurde stets mit einer Handvoll ausgewählter Hits bedacht.

Es bleibt also nicht aus, dass auf „Chimes At Midnight“ Verwechslunggefahr zwischen dem Alleingang und dem Produkt der gesamten Band besteht, wie etwa in „Stabat Mater“, bei dem jeden Moment der Gesang von Marie Munro mit einstimmen kann, die mit Høyem auf seinem letzten Soloalbum das Duett „My Thieving Heart“ singt.

Alles in allem ist das Gesamtwerk sehr schmusig geworden und es steckt viel Liebe drin. Unerwartete Gitarrengewitter, die eine Melodie durchbrechen, sind in diesem Format auf „Chimes At Midnight“ nicht vorhanden. Die rockigen Stellen werden fließend, eher unspektakulär miteingebaut. Alle Instrumente werden sinnlich, atmosphärisch aufeinander abgestimmt. Høyems Gesang rundet die balladesken Stücke perfekt ab.

Am Ende ist es sehr schö,n nach so langer Zeit etwas Neues von Madrugada zu hören. Beim Piano-getragenem „Ecstasy“ zeigt der Frontmann das ganze Spektrum seiner Stimme, von dunkler Tiefe bis hin zu den höchsten Tönen. Runder kann ein Abschluss nicht sein.

Tracklisting

  1. Nobody Love You Like I Do
  2. Running From The Love Of Your Live
  3. Help Yourself To Me
  4. Stabat Mater
  5. Slowly Turns The Wheel
  6. Imagination
  7. Dreams At Midnight
  8. Call My Name
  9. Empire Blues
  10. You Promised You Wait For Me
  11. The World Could Be Falling Down
  12. Ecstasy