Lewis Watson – Midnight

In Reviews von Eric

Wer schon immer fand, dass es zwischen den Koordinaten Damien Rice, mittleren Coldplay, Jake Bugg und Passenger eine Leerstelle gibt, die unbedingt gefüllt werden sollte, hat in Lewis Watson nun die Lösung gefunden. Auf seinem zweiten Album verpackt der Brite gefühlige Singer-Songwriter-Balladen in reichhaltiger Instrumentierung und vielen Tonspuren.

Vorsichtig gezupfte Akustikgitarren, (Rhodes-)Piano zur Emotionsverstärkung, eingängige Refrains und universelle Texte über die Liebe und die damit verbundenen Leiden dominieren „Midnight“. Der Song „Maybe We’re Home“ sticht in diesem Umfeld nicht nur deshalb hervor, weil sich Watson hier in Buggscher Weise hauptsächlich auf eine E-Gitarre verlässt, sondern auch durch seine dunklere Stimmung und Textzeilen: „The moment that hope is something that you don’t notice anymore. You watch the window close, is that what you’re supposed to settle for?“ Ganz klar das Highlight der LP.

Watson hat eine charaktervolle Stimme, die vom zitternden Vibrato bis zum angemessenen Kratzen in den tieferen Tönen reicht, orientiert sich aber mit einer Gefühlssättigung, die immer knapp an der Weinerlichkeit vorbeischrammt, zu sehr an Damien Rice. Hier dürfte der Mittzwanziger durchaus etwas zupackender sein.

„Midnight“ tut in seiner Unentschiedenheit zwischen Caféketten-Filialbeschallung und ehrlich bemühtem Schürfen im Emotionssteinbruch ernsthafter Singer-Songwriter-Tradition niemanden weh bzw. dies nur insofern, da zu spüren ist, dass in seinem Schöpfer noch weitaus mehr Potenzial schlummert. Release the beast, Lewis!

Tracklisting

  1. Maybe We’re Home
  2. Little Light
  3. Deep The Water
  4. La Song
  5. When The Water Meets The Mountains
  6. Hello Hello
  7. Forever
  8. Run
  9. Give Me Life
  10. Slumber feat. Lucy Rose