Grian Chatten – Chaos For The Fly

In Reviews von Eric

Ganz ehrlich, wäre ich Grian Chatten, hätte ich mir nach dem vergangenen Erfolgsjahr mit meiner Combo Fontaines D.C. (u.a. NME Award, Brit Award, Top-10-Album in ganz Europa) irgendwo ein schönes Plätzchen in der Sonne gesucht und ganz lang Urlaub gemacht. Doch seinem irischen Arbeitsethos entsprechend tüftelte der Musiker lieber an seinem ersten Soloalbum, dessen Eingebung ihm an einem wellenumtosten Strand nördlich von Dublin kam: „I just stood there and looked at them and I heard the whole fucking thing.“

Schon der erste zarte Gitarrenanschlag des Eröffnungsstücks macht klar, dass die Musik hier anders klingt als Chattens Stammcombo – statt rauem Post-Punk gibt es gitarrenbasierten Singer-Songwriter-Sound, mal folkig, mal rockig und sogar orchestral mit Streichern und Bläsern ausgedeutet. Der Ire selbst singt passenderweise zurückhaltender als bislang gewohnt, weniger gutturales Bellen und mehr sanfter Erzähl-Gesang.

Chatten stellte sich für seine Lyrics der Bewohner*innen eines kleinen Küstenstädtchens vor, ihre Geschichten, Beziehungen und Emotionen: „The seediness and darkness. The bitterness of lives not lived“, wie er sagt. Dabei gelingen ihm einige seiner vielleicht besten Texte, in der Tradition irischer Dramatiker wie Samuel Beckett: „Old was a man who attended his patch, offending next door with the lock on the latch. He felt too deeply, too often, too long, and now he’ll feel nothing forever.“

„Chaos For The Fly“ ist ein stilistisch konsistentes und erzählerisch überzeugendes Album, dem man nur selten, aber doch ab und zu, die musikalische Power der Fontaines D.C. wünscht.

Tracklisting

  1. The Score
  2. Last Time Every Time Forever
  3. Fairlies
  4. Bob’s Casino
  5. All Of The People
  6. East Coast Bed
  7. Salt Throwers Off A Truck
  8. I Am So Far
  9. Season For Pain