Get Well Soon – Amen

Ist es jetzt eigentlich gut oder schlecht, dass die ganzen Musiker*innen während der Pandemie so viel Zeit zum Nachdenken hatten? Konstantin Gropper alias Get Well Soon sinnierte jedenfalls für sein sechstes Album im heimischen Keller und einem Ferienhäuschen in den Pfälzer Weinbergen – wenn man den Texten von „Amen“ folgt – u.a. über die Menschen, das Böse, sich selbst, Richard Branson & Jeff Bezos & Elon Musk sowie die verdauungsfördernden Häppchen-Weisheiten aus chinesischen Glückskeksen.

Lässt alles eher auf dystopische Konklusionen schließen, Gropper kam aber durch diese Gedanken darauf, dass er eigentlich ein Optimist ist. Zu diesem Schluss wäre man nach den vorhergehenden fünf LPs nicht unbedingt gekommen, das vorhergehende Werk hieß ja noch ganz lebensbejahend „The Horror“.

Musikalisch klingt „Amen“ tatsächlich in weiten Teilen so optimistisch wie die Pastellfarben auf dem Cover-Grabstein. Zu Anfang wird der von Get Well Soon gekannte orchestrale Sound noch eher schüchtern Richtung Swing geschoben, aber diese Zurückhaltung wird schnell abgelegt. Schon der zweite Song klingt nach der üppigen Art-Rock-Disco von Arcade Fire, und Groppers Gesang erinnert hier auch ein bisschen an Win Butler. Weil das so gut klappt, gehen „This Is Your Life“ und „Accept Cookies“ in eine ähnliche Richtung. „One For The Workout“ arbeitet sich durch einen 80s-Synthie-Beat, während „Chant En Dischant“ eher wie lässiger französischen Pop aus den 70s klingt.

Und wenn Gropper im letzten Song den letzten Glückskeksspruch zitiert „You will win, just go, begin“, dann ist man wirklich kurz zum Optimisten bekehrt und will losrennen.

1. A Song For Myself
2. My Home Is My Heart
3. I Love Humans
4. This Is Your Life
5. Our Best Hope
6. One For The Workout
7. Mantra
8. Chant En Disenchant
9. Richard, Jeff & Elon
10. Us vs. Evil
11. Golden Days
12. Accept Cookies