Angie McMahon – Light, Dark, Light Again

In Reviews von Eric

„Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten“, wussten schon Ton Steine Scherben. Auch Angie McMahon ist es anscheinend gelungen, trotz dunkler Täler aus Beziehungswechseln, privaten Zusammenbrüchen und erschütternden Selbsterkenntnissen, durch die sie in den letzten Jahren gehen musste, immer ein wenig Licht zu sehen. Und die Hoffnung, Freude und Erleichterung auf der anderen Seite des Schmerzes umso freudiger anzunehmen.

„Light, Dark, Light Again“ ist daher ein emotional aufgerütteltes Album geworden, in dem sie nochmals ihre Hoch- und (vor allem) Tiefpunkte der letzten Jahre besucht. Aus diesen leitet sie dann Lektionen für sich selbst ab, etwa „I’m learning to love my skin“. Sätze wie diese würden an anderer Stelle wie Stanzen aus billiger Selbsthilfeliteratur klingen, werden aber von der Australierin mit so viel Gefühl und Ehrlichkeit vorgetragen und durch ihre tiefe, wohlklingende Stimme transportiert, dass sie wie große Erkenntnisse wirken.

Ihre Musik hat McMahon im Vergleich zu ihrer Debüt-LP, die zwischen Bedroom-Balladen und rumpeligen Indierock-Stücken pendelte, weitläufiger, fast orchestral angelegt. Unterstützt von ihrer Live-Band, und teils mit Chören und Field-Recordings erweitert, schafft sie einen dichten, auf die Natur verweisenden Klangkosmos, wie das in letzter Zeit vielleicht nur The Weather Station gelang. Es gibt aber auch reduziert-ruhige Songs wie die Klavierballade „Staying Down Low“ oder das folkige „Black Eye“. Und „Saturn Returning“ lässt dank der schwebenden Instrumentierung und ihrer speziellen Gesangsphrasierung fast zwangsläufig an Ben Howard denken.

Angie McMahon zeigt sich auf ihrem zweiten Album nicht nur als facettenreiche Songwriterin und versierte Storytellerin, sondern bietet auch eine Art Anleitung für alle, denen alles gerade zu viel, zu schwer, zu schmerzhaft ist: Am Ende wird es (hoffentlich) gut.

Tracklisting

  1. Saturn Returning
  2. Fireball Whiskey
  3. Fish
  4. Letting Go
  5. Divine Fault Line
  6. Mother Nature
  7. Black Eye
  8. Exploding
  9. I Am Already Enough
  10. Serotonin
  11. Staying Down Low
  12. Music’s Coming In
  13. Making It Through