Florence + The Machine – Everybody Scream

In Reviews von Eric

Wahrscheinlich muss alles einmal raus, in einem großen Schrei. Florence Welch alias Florence + The Machine benötigte während ihrer letzten Tour eine lebensrettende Operation infolge einer Fehlgeburt. Diese todesnahe Erfahrung und dass sie sich während ihrer Genesung mit spirituellem Mystizismus, Hexerei und Folk-Horror beschäftigte, gestaltete ihr neues, sechstes Album. „This record put me back together“, sagt die Engländerin.

„Everybody Scream“ ist eine von Welshs düstersten LPs und schließt damit an den Vorgänger „Dance Fever“ an, aber auch ihre persönlichste. „It‘s your troubled hero back for season six“, singt sie mit viel Augenzwinkern. Die Platte dreht sich um die Verarbeitung eines traumatischen Erlebnisses, aber nicht nur, sondern auch allgemeinere Themen wie Weiblichkeit, Partnerschaft, Altern und Sterben.

Wie im Titelstück ist öfter ein Chor zu hören, der Welch stimmlich unterstützt und dem Gesang viel rhythmische Stärke verleiht. Bei „Everybody Scream“ scheint das ganze Stück von einem dunklen Rhythmus bestimmt, wobei Gitarre, Klavier und Schlagzeug alle mitspielen. Aber Welch hat hier die volle Kontrolle, wenn sie kommandiert: „Everybody dance, everybody sing, everybody move, everybody scream!“
Das folgende „One Of The Greats“ erinnert mit seiner einsamen Gitarre an einen Americana-Song, der sich zu einer Klimax hinaufschraubt, um dann in einem Break fast zu ersterben.
„Witch Dance“ klingt genauso, wie man sich Tanzmusik für (freundliche) Hexen vorstellt, mit viel Geklapper und Gebimmel und außerweltlichen Stimmen im Hintergrund.
„Buckle“ und „Music By Men“ fallen in ihrer reduzierten Folkigkeit aus dem Konzept, überzeugen aber genau deswegen.
„And Love“ liefert am Ende zum Piano einen großen, versöhnlichen Blick auf die Liebe, mit dem Mantra „Peace is coming“.

Florence + The Machine entführt auf „Everybody Scream“ in eine mystische Welt mit viel Schmerz, aber nie ohne Hoffnung; und mit viel Bewegung. Wir leiden, tanzen, schreien mit.

Tracklisting

  1. Everybody Scream
  2. One Of The Greats
  3. Witch Dance
  4. Sympathy Magic
  5. Perfume And Milk
  6. Buckle
  7. Kraken
  8. The Old Religion
  9. Drink Deep
  10. Music By Men
  11. You Can Have It All
  12. And Love