Loyle Carner – Yesterday’s Gone

In Reviews von Eric

Die Renaissance des Rap/HipHop der letzten Jahre war fast ausschließlich eine (nord-)amerikanische. Künstler wie Kendrick Lamar, Anderson .Paak oder Drake halfen dem Genre Anfang der 2010er auf beeindruckende Weise aus seinem kreativen Tief. Großbritannien, traditionellerweise auch mit starken HipHoppern gesegnet, stand bei dieser jüngsten Entwicklung am Rand. Rühmliche Ausnahme war Kate Tempest. Bis jetzt. Denn das Debütalbum des Tempest-Homies Loyle Carner ist ein starker erster Auftritt.

Auf „Yesterday´s Gone“ präsentiert der 22-jährige Londoner seinen entspannten, aber dennoch einnehmenden Flow. Musikalisch werden auf die Grundierung von 90er-Jahre US-HipHop jazzige, soulige und/oder indiepoppige Schichten aufgetragen. Carners Alltagsbeobachtungen aus seiner von Gentrifizierung bedrohten Südlondoner Hood sind so aufrichtig wie launig vorgetragen, „real“ mit einem Augenzwinkern. Der urbanen Anmutung seiner Musik setzt er eine empathische Lockerheit entgegen, die er sich möglicherweise in der Ruhe der schottischen Inseln angeeignet hat. Hier, auf der Isle of Arran, lebte sein Großvater, und so ist auch der Eröffnungstrack betitelt, der mit seinem Gospel-Sample und den Soul-Claps an den frühen Kanye West erinnert. Dass Carner aus dem Tempest-Umfeld kommt, merkt man an dem Spoken-Word-Interlude „+44“. Dazu gibt es viel Luftiges, Lichtes, manchmal auch leicht Verstrahltes, das sich zwischen Populär-Jazz („Mean In The Morning“, „Ain´t Nothing Changed“), Akustikgitarren und Bläser-Loops („Damselfly“), Yacht-Rock („Stars & Shards“), perlendem Piano-Soul („Florence“) und ein bisschen Familien-Feature („Swear“, „Sun Of Jean“) souverän und mit einem kleinen Spliff bewegt.

Carner wird auf „Yesterday´s Gone“ nie laut, und die Schimpfwörter lassen sich auch an einer Hand abzählen. Trotzdem – oder deswegen – beeindruckt das Album mit seiner Intensität, der die vorherrschende Entspanntheit keinen Abbruch tut.

Tracklisting

  1. The Isle Of Arran
  2. Mean It In The Morning
  3. +44
  4. Damselfly
  5. Ain´t Nothing Changed
  6. Swear
  7. Florence
  8. The Seamstress (Tooting Masala)
  9. Stars & Shards
  10. No Worries
  11. Rebel 101
  12. NO CD
  13. Mrs C
  14. Sun Of Jean (feat. Mum & Dad)