Joe Goddard – Electric Lines

In Reviews von Eric

Auch solo ziemlich heiß: Hot Chips Joe Goddard entwirft auf „Electric Lines“ sein persönliches disco-housiges Klangbild. Das Album sei aus dem Blickwinkel eines Londoners entstanden, „der mit der Clubkultur aufgewachsen ist und ein sehr bewegtes musikalisches Leben in dieser Stadt geführt hat“, erklärt der Musiker.

Die LP ist ein Streifzug durch die verschiedenen Dekaden der Dance Music, von soulbeeinflusstem Disco der 1970er-Jahre bis zu aktuellen Techno-Sounds. Goddard fungiert dabei als Mischpult-Zampano und Produzent, den Gesang überlässt er meist anderen – beim Titeltrack zum Beispiel dem Hot-Chip-Kollegen Alexis Taylor.

„Ordinary Madness“ nimmt den chartstauglichen Tropic-House der letzten Jahre (Sängerin Slo croont entspannt die Vocals), dekonstruiert ihn und setzt die Bestandteile (warme, rieselnde Synthie-Melodien und luftige Gitarrenlinien) zu etwas angenehm poppigen, aber doch spannendem zusammen. „Home“ ist eine Hommage an den Chicago House der 1980er-Jahre. Goodard bedient sich dafür eines Samples von „We’re On Our Way Home“ der alten Funkband Brainstorm, das er mit dem aktuellen Gesang des amerikanischen Produzenten Daniel Wilson paart und schafft so ein einen ziemlichen Hit. „Lasers“ wiederum zitiert die Härte und Dunkelheit von Berliner Techno. Der Titeltrack ist eine Dance-Ballade, die schon allein wegen Taylors Vocals an Hot Chip erinnert – und sich keineswegs davor zu verstecken braucht.

Hier und da wirkt „Electric Lines“ wie ein Proseminar über Geschichte und Entwicklung der elektronischen Musik, so sehr fächert Joe Goddard sein Wissen über Produktionstechniken, Sounds und Instrumente in den Tracks auf. Dennoch ist immer seine Freude und Euphorie zu spüren. Und diese strahlt über die Lautsprecher auch auf den Hörer aus.

Tracklisting

  1. Ordinary Madness
  2. Lose Your Love
  3. Home
  4. Lasers
  5. Human Heart
  6. Children
  7. Truth Is Light
  8. Nothing Moves
  9. Electric Lines
  10. Music Is The Answer