Beth Ditto – Fake Sugar

In Reviews von Eric

Zum Glück bleibt uns Beth Ditto auch nach dem Ende von Gossip erhalten. Zum einen, weil sie als übergewichtige, lesbische Feministin im momentanen gesellschaftlichen Klima als Gallionsfigur aller nicht dem gängigen „Normalitäts“-Diktat entsprechenden Menschen wichtiger denn je ist. Zum anderen, weil es um ihre unvergleichliche Power-Stimme unheimlich schade wäre.

Diese Stimme ist es auch, die ihr Solo-Debütalbum dominiert. Ob sanft schmeichelnd oder in vollem Stimmumfang tremolierend, Dittos Organ ist eine Naturgewalt und ihr unverwechselbares Markenzeichen, das jeden Song adelt. Allein deshalb können die Stücke auf „Fake Sugar“ gar nicht richtig schlecht sein. Aber auch sonst schafft es die US-Amerikanerin ganz gut, die Balance zwischen Mainstream-tauglichem Pop und Songwriting mit Anspruch und Abwechslung zu halten. „Fire“ stampft selbstbewusst durch seine Classic-Rock-Umgebung, „In And Out“ bringt Country-Ballade und 50ies-Girlgroup-Vibe zusammen, der Titeltrack setzt ein Tracy-Chapman-Stück auf einen House-Beat. Am ehesten an die punkige Energie von Gossip erinnert „Oo La La“. Nur die beiden (Power-)Balladen „Lover“ und „Clouds“ am Ende übertreiben es mit der Kitschigkeit.

Textlich beschäftigt sich Ditto mit ihrer eigenen Geschichte: Dem Mädchen aus Arkansas, das vor Südstaaten-Engstirnigkeit floh und jetzt, als künstlerisch erblühte und persönlich gereifte Frau, ohne Zorn zurückblickt. Love Trumps Hate. Diese Botschaft schmettert niemand so überzeugend wie Beth Ditto.

Tracklisting

  1. Fire
  2. In And Out
  3. Fake Sugar
  4. Savoire Faire
  5. We Could Run
  6. Oo La La
  7. Go Baby Go
  8. Oh My God
  9. Love In Real Life
  10. Do You Want Me To
  11. Lover
  12. Clouds